Fachkräftemangel in Apotheken
Analysen und Lösungsansätze
Ich suche dringend qualifizierte Mitarbeiter!
Der Fachkräftemangel hat in der deutschen Apothekenbranche längst besorgniserregende Ausmaße erreicht und stellt ein immer drängenderes Problem dar.
Apotheken stehen zunehmend vor der Herausforderung, qualifizierte Fachkräfte wie Apotheker, Pharmazeutisch-technische Assistenten (PTA) und Pharmazeutisch-kaufmännische Angestellte (PKA) zu finden. Der Mangel an gut ausgebildetem Personal führt nicht nur zu einer zusätzlichen Belastung für das verbleibende Team, sondern gefährdet auch den reibungslosen Betrieb von Apotheken. Besonders besorgniserregend ist, dass dadurch die zuverlässige Versorgung der Patienten mit dringend benötigten Medikamenten und Beratungsleistungen beeinträchtigt wird.
Doch was sind die Ursachen für diesen Fachkräftemangel? Liegt es an der unzureichenden Ausbildungssituation, den veränderten Arbeitsbedingungen oder der Konkurrenz durch andere Gesundheitsberufe? Und vor allem: Welche Lösungsansätze könnten langfristig dazu beitragen, diese Problematik zu entschärfen und die Attraktivität des Berufsfeldes zu steigern? Es ist klar, dass dringend gehandelt werden muss, um die Zukunft der Apotheken und die Gesundheitsversorgung der Bevölkerung zu sichern.
Daten und Fakten zum Fachkräftemangel in Apotheken
Hoher Engpassfaktor
Apotheker/Pharmazeuten wurden 2023 mit einem Engpassindikator von 2,5 (auf einer Skala von 0 bis 3) als Engpassberuf eingestuft. Auch für pharmazeutisch-technische Assistentinnen und Assistenten (PTA) lag der Wert mit 2,2 klar im Engpassbereich.
Besetzungszeiten
In Apotheken bleiben ausgeschriebene Stellen für Apotheker und PTA im Schnitt bis zu fünf Monate unbesetzt.
Demografischer Wandel
Über 60 % der Apothekenbeschäftigten sind 41 Jahre oder älter, was auf ein erhöhtes Risiko für altersbedingte Personalabgänge in den kommenden Jahren hindeutet.
Apothekenzahl sinkt
2024 versorgen nur noch 17.041 Apotheken die Bevölkerung.
Prognose zeigt Ausmaß des Fachkräftemangels
Bis 2029 wird mit einem Mangel von mindestens 13.000 approbierten Apothekerinnen und Apothekern gerechnet. Der Bedarf an zusätzlichen Vollzeitkräften könnte dann bei 28.400 bis 33.000 liegen. Pro Apotheke müssten im Schnitt zwei Stellen nachbesetzt werden, was voraussichtlich nicht gelingen wird.
Ursachen des Fachkräftemangels in der Apothekenbranche
Geht man in Bezug auf die Ursachen des Fachkräftemangels in öffentlichen Apotheken auf Ursachenforschung, wird schnell deutlich, dass viele einzelne Punkte zur Verschärfung des Problems führen.
4 Ursachen und ihre Wirkung auf die Apotheke
1. Demografischer Wandel
Der demografische Wandel in Deutschland stellt die Apothekenbranche vor große Herausforderungen. Viele erfahrene Apotheker und Assistenten stehen kurz vor dem Renteneintritt oder haben diesen bereits erreicht. Gleichzeitig ist die Zahl der Berufseinsteiger, die sich für eine Karriere in der Apotheke entscheiden, rückläufig.
Ausbildungsstätten und Universitäten berichten von sinkenden Bewerberzahlen, was zu einem deutlichen Ungleichgewicht zwischen den aus dem Beruf ausscheidenden und den neu hinzukommenden Fachkräften führt. Die Apotheker-Generation von morgen ist sowohl zahlenmäßig als auch in ihrer regionalen Verteilung nicht ausreichend, um die wachsenden Lücken in der Branche zu schließen.
2. Attraktivität des Berufsbildes
Die Attraktivität des Berufsbildes Apotheker hat in den letzten Jahren stark gelitten. Einer der Hauptgründe ist der hohe Arbeitsdruck, der durch regelmäßigen Kundenkontakt, die Verantwortung für die korrekte Medikamentenabgabe und die Bewältigung komplexer bürokratischer Anforderungen entsteht.
Hinzu kommen unattraktive Arbeitszeiten, die oft Samstagsdienste und Bereitschaftsdienste einschließen, sowie begrenzte Aufstiegsmöglichkeiten innerhalb des Berufs. Gerade junge Menschen, die Wert auf Work-Life-Balance und Karrierechancen legen, fühlen sich dadurch abgeschreckt. Auch die oftmals geringe öffentliche Wertschätzung für die anspruchsvolle Arbeit in Apotheken trägt dazu bei, dass das Berufsbild an Attraktivität verliert.
3. Regionale Unterschiede
Während der Fachkräftemangel in städtischen Apotheken spürbar, aber meist noch kontrollierbar ist, stellt er in ländlichen Regionen eine echte Krise dar. In vielen ländlichen Gebieten Deutschlands müssen Apotheken schließen, weil es schlichtweg keine Nachfolger gibt, die bereit sind, dort zu arbeiten.
Absolventen bevorzugen es, in städtischen Gebieten beruflich Fuß zu fassen, wo sie nicht nur bessere Karrieremöglichkeiten, sondern auch ein aktiveres soziales Leben und eine breitere kulturelle Vielfalt finden. Dies verschärft die Versorgungslage in ländlichen Regionen, wo die Apotheke vor Ort oft eine zentrale Rolle für die medizinische Grundversorgung spielt.
4. Konkurrenz durch andere Branchen
Neben den internen Herausforderungen wird die Apothekenbranche zunehmend durch externe Konkurrenz beeinträchtigt. Die pharmazeutische Industrie und der Versandhandel bieten oft attraktive Alternativen für Fachkräfte. In der pharmazeutischen Industrie locken höhere Gehälter, bessere Arbeitszeiten und klar definierte Karrierewege. Viele PTA haben den Wunsch, in den Pharmaaußendienst oder Apothekenaußendienst zu wechseln, da sie hier ihre kommunikativen und fachlichen Stärken sehr gut einbringen können.
Der Versandhandel punktet mit flexiblen Arbeitsmodellen, die auch das Arbeiten im Homeoffice ermöglichen. Diese Vorteile ziehen viele Fachkräfte an, die in traditionellen Apotheken keine vergleichbaren Bedingungen vorfinden. Besonders für junge Absolventen, die Flexibilität und finanzielle Sicherheit suchen, werden diese Branchen immer attraktiver, was den Fachkräftemangel in den Apotheken weiter verschärft.
Lösungsansätze zur Bekämpfung des Fachkräftemangels
Apotheken haben unterschiedliche Möglichkeiten, dem Personalmangel entgegenzuwirken. Eine Kombination aus kurzfristigen Maßnahmen und langfristigen Strategien kann die Lage nachhaltig verbessern.
1. Verbesserung der Arbeitsbedingungen
Um den Beruf attraktiver zu gestalten, sollten Apotheken auf bessere Arbeitsbedingungen setzen:
- Flexiblere Arbeitszeiten: Teilzeitmodelle und flexible Schichtpläne können den Beruf insbesondere für Eltern oder Wiedereinsteiger interessanter machen.
- Wohnortnahe Arbeitsplätze: Insbesondere ländliche Apotheken könnten durch weitere Anreize wie Unterkunftsangebote oder Zusatzvergütungen punkten.
2. Förderung des Nachwuchses
Ein entscheidender Faktor zur Bekämpfung des Fachkräftemangels besteht darin, mehr junge Menschen für Berufe in der Apotheke zu begeistern:
- Imagekampagnen: Der Beruf des Apothekers sowie der PTA und PKA sollte mit gezielten Kampagnen beworben werden, um, vor allem für Schulabgänger, greifbarer und attraktiver zu wirken.
- Partnerschaften mit Schulen: Apotheken können durch Kooperationen mit Schulen und Praktikumsprogramme frühzeitig den Kontakt zu potenziellen Nachwuchskräften herstellen.
- Förderung von Ausbildungsplätzen: Mehr Ausbildungsplätze für PTA und PKA schaffen eine solide Basis für zukünftiges Fachpersonal.
3. Digitalisierung und Automatisierung
Technologische Lösungen können die Arbeitsbelastung des Fachpersonals reduzieren und Abläufe effizienter gestalten:
- Automatisierte Warenlager und Abgaberoboter können den manuellen Arbeitsaufwand verringern.
- Digitalisierung von Verwaltungsaufgaben wie Abrechnung und Dokumentation entlastet das Personal.
4. Mitarbeiterbindung durch Weiterbildung
Weiterbildungsprogramme und Karrieremöglichkeiten sorgen dafür, dass bestehende Mitarbeiter motiviert bleiben und ihre Kompetenzen ausbauen:
- Spezialisierungen und Fortbildungen zu aktuellen Themen wie E-Rezept oder Arzneimitteltherapiesicherheit machen den Beruf interessanter und steigern die Fachkompetenz.
- Mentoring-Programme können neue Mitarbeiter schnell integrieren und langfristig an die Apotheke binden.
5. Internationale Rekrutierung
Eine weitere Möglichkeit sind Fachkräfte aus dem Ausland. Apotheken können gezielt internationale Apotheker und Assistenten rekrutieren, die durch Sprachkurse und Anerkennung ihrer Qualifikationen unterstützt werden.
6. Zusammenarbeit mit Personalvermittlern
Personalvermittler mit Spezialisierung auf die Apothekenbranche wie "Der Apothekenlotse" können helfen, offene Stellen schneller zu besetzen. Plattformen wie Apothekenlotse bieten nicht nur Zugang zu einer breiten Datenbank an Bewerbern, sondern auch zahlreiche Tipps und Tools, um den Rekrutierungsprozess zu optimieren.
Fazit: Objektive Betrachtung und stringente, individuelle Lösungsansätze sind erfolgversprechend
Der Fachkräftemangel in Apotheken stellt eine der größten Herausforderungen der Branche dar, kann jedoch durch gezielte Maßnahmen und eine strategische Herangehensweise bewältigt werden. Von der Verbesserung der Arbeitsbedingungen über gezielte Nachwuchsförderung bis hin zu innovativen digitalen Lösungen und der internationalen Rekrutierung gibt es eine Vielzahl von Ansätzen, um den Personalmangel langfristig zu reduzieren. Dabei spielen flexible Arbeitszeitmodelle, eine attraktive Vergütung sowie Weiterbildungsangebote eine entscheidende Rolle, um die Attraktivität der Apotheken als Arbeitsplatz zu steigern.
Jede Apotheke kann ihren Teil dazu beitragen, indem sie sich aktiv an der Gestaltung einer zukunftssicheren und modernen Apothekenbranche beteiligt. Der Aufbau eines positiven Arbeitsumfelds, das Teamgeist und Entwicklungsperspektiven fördert, ist dabei genauso wichtig wie die Nutzung technologischer Innovationen, um Arbeitsabläufe effizienter zu gestalten und die Belastung für die Mitarbeitenden zu reduzieren. Gleichzeitig eröffnen internationale Rekrutierungsstrategien die Möglichkeit, qualifizierte Fachkräfte aus dem Ausland zu gewinnen und so den akuten Personalmangel zu entschärfen.
Praktische Lösungen sind gefragt, und zahlreiche Tools und Plattformen stehen bereit, um Apotheken bei der erfolgreichen Besetzung ihrer Stellen zu unterstützen. Diese reichen von spezialisierten Jobportalen bis hin zu KI-gestützten Matching-Systemen, die eine schnelle und zielgerichtete Suche nach geeigneten Kandidaten ermöglichen. Nutzen Sie diese Möglichkeiten, um wettbewerbsfähig zu bleiben und Ihre Apotheke zu einem attraktiven Arbeitsplatz für qualifizierte Fachkräfte zu machen.