Faire Vergütung in Apotheken – Wie sich der Fachkräftemangel auf Gehälter auswirkt
Basisgehälter in der Apothekenbranche
Für Bewerber und Bewerberinnen in der Apothekenbranche, egal ob Apotheker, Apothekerinnen, PTA oder PKA, sind transparente Gehaltsinformationen ein wichtiger Faktor bei der Jobsuche.
Sie ermöglichen eine realistische Einschätzung der finanziellen Perspektiven und unterstützen dabei, den richtigen Arbeitsplatz zu finden. Mit einer gezielten Vorbereitung und aktuellen Informationen zu Gehaltsstrukturen können Bewerber ihre Chancen auf eine erfolgreiche Verhandlung deutlich erhöhen.
Gehalt für Apotheker / Apothekerin
Apothekerinnen und Apotheker verdienen in Deutschland je nach Region, Berufserfahrung und Art der Anstellung unterschiedliche Gehälter.
Berufseinsteiger
Monatliches Bruttogehalt ca. 3.500 Euro bis 4.200 Euro
Mit Berufserfahrung (3 bis 5 Jahre)
Monatliches Bruttogehalt ca. 4.200 Euro bis 5.000 Euro
Leitender Apotheker (Filialleitung Apotheke)
Monatliches Bruttogehalt 5.000 Euro bis 6.500 Euro oder höher
Das Gehalt richtet sich in diesem Fall nach Erfahrung, Größe der Apotheke und regionalen Unterschieden. Apothekerinnen und Apotheker in leitenden Positionen können aufgrund ihrer Verantwortung und zusätzlichen Aufgaben deutlich mehr verdienen. Zu beachten ist, dass Tarife für Angestellte in öffentlichen Apotheken oft durch den Gehaltstarifvertrag für Apothekenmitarbeiter geregelt sind.
Gehalt für Pharmazeutisch-technische Assistenten (PTA)
PTA, die für die Beratung von Kunden, die Abgabe von Arzneimitteln und viele weitere Aufgaben verantwortlich sind, verdienen durchschnittlich weniger als Apotheker. Das Gehalt variiert hier vor allem basierend auf der Berufserfahrung.
Erfahrungsstufe | Bruttogehalt (monatlich)
- Berufseinsteiger | 2.300 € bis 2.600 €
- Mit Berufserfahrung (3-5 Jahre) | 2.300 € bis 2.600 €
- Langjährige Erfahrung | 2.600 € bis 3.200 €
Viele PTA profitieren zusätzlich von tariflichen Regelungen und Zuschlägen, die in der Apothekenbranche üblich sind.
Bundesweiter Gehaltstarifvertrag (außer Nordrhein und Sachsen)
Seit dem 01.07.2024 gilt ein neuer Gehaltstarifvertrag für Pharmazeutisch-technische Assistenten (PTA) in öffentlichen Apotheken. Eine weitere Erhöhung erfolgt zum 01.01.2026. Die wichtigsten Vergütungsstufen (Brutto-Monatsgehalt, Stand 2024/2026):
Berufsjahre ab 01.07.2024 und Erhöhung zum 01.01.2026
1. – 2. Berufsjahr | 2.569 € | 2.646 €
3. – 5. Berufsjahr | 2.638 € | 2.717 €
6. – 8. Berufsjahr | 2.837 € | 2.922 €
9. – 14. Berufsjahr | 3.054 € | 3.146 €
ab 15. Berufsjahr | 3.172 € | 3.267 €
PTA im Praktikum | 850 € | 876 €
Regionale Abweichungen: Nordrhein und Sachsen
- Nordrhein (ab 01.01.2025):
- 1.–2. Berufsjahr: 2.590 €
- 3.–5. Berufsjahr: 2.688 €
- 6.–7. Berufsjahr: 2.888 €
- 8.–9. Berufsjahr: 3.163 €
- ab 10. Berufsjahr: 3.226 €
- PTA im Praktikum: 850
- Sachsen (ab 01.07.2025):
- 1.–2. Berufsjahr: 2.601 €
- 3.–5. Berufsjahr: 2.823 €
- ab 6. Berufsjahr: 3.142 €
- PTA im Praktikum: 850 €2
Weitere wesentliche Tarifinfos
- Anspruch auf Tariflohn besteht nur, wenn sowohl die PTA Mitglied bei Adexa als auch der Arbeitgeber im Arbeitgeberverband Deutscher Apotheken ist. In der Praxis zahlen viele Apotheken dennoch tarifnah.
- Die tarifliche Arbeitszeit beträgt 39 Stunden pro Woche.
- Sonderzahlungen (z. B. Weihnachtsgeld) sind im Tarif geregelt. In Nordrhein wird die Sonderzahlung anteilig aufs Monatsgehalt umgelegt, der Rest wie bisher im November ausgezahlt.
- Über- oder außertarifliche Vereinbarungen sind möglich, insbesondere bei Zusatzqualifikationen oder Fachkräftemangel
Begriffserklärung: ADEXA und Arbeitgeberverband Deutscher Apotheken
ADEXA: Gewerkschaft für PTA und PKA
Adexa ist die Gewerkschaft für Angestellte und Auszubildende in öffentlichen Apotheken in Deutschland, also auch für pharmazeutisch-technische Assistent:innen (PTA).
Sie vertritt die tarifrechtlichen, arbeitsrechtlichen und berufsständischen Interessen ihrer Mitglieder, verhandelt mit den Arbeitgeberverbänden über Gehälter, Arbeitszeiten und weitere Arbeitsbedingungen und sorgt so für faire Rahmenbedingungen im Apothekenalltag.
Für PTA bedeutet das konkret: Adexa setzt sich für angemessene Vergütung, bessere Arbeitsbedingungen, mehr Urlaub und kürzere Arbeitszeiten ein und bietet gewerkschaftliche Rechtsberatung sowie beruflichen Rechtsschutz. Auch bei Fragen rund um den Berufseinstieg, die Ausbildung oder arbeitsrechtliche Probleme können PTA auf die Unterstützung von Adexa zählen.
DAV: Interessenvertretung für Apotheker
Der Arbeitgeberverband Deutscher Apotheken, offiziell Deutscher Apothekerverband e.V. (DAV), ist die zentrale Interessenvertretung der Apothekenleiterinnen und Apothekenleiter in Deutschland.
Er setzt sich insbesondere für die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Belange der öffentlichen Apotheken ein und vertritt deren Interessen gegenüber den gesetzlichen Krankenkassen und anderen Kostenträgern, etwa bei der Aushandlung von bundesweiten Verträgen zur Arzneimittelversorgung.
Zu den Leistungen für seine Mitglieder gehören außerdem die Unterstützung bei betriebswirtschaftlichen Fragen, die Koordination gemeinsamer Werbemaßnahmen sowie die Förderung der betrieblichen Rationalisierung in Apotheken. Der DAV verwaltet zudem spezielle Fonds, etwa zur Sicherstellung des Apothekennotdienstes.
Gehalt für PKA
PKA unterstützen den Apothekenbetrieb vor allem im kaufmännischen Bereich, beispielsweise bei der Lagerhaltung und Warenwirtschaft. Ihr Gehalt liegt in der Regel etwas unter dem der PTA.
Erfahrungsstufe | Bruttogehalt (monatlich)
Berufseinsteiger | 1.800 € bis 2.100 €
Mit Berufserfahrung (3-5 Jahre) | 2.100 € bis 2.400 €
Langjährige Erfahrung | 2.400 € bis 2.800 €
Regionale Unterschiede bei Gehältern in Apotheken
Die Gehälter in der Apothekenbranche unterscheiden sich erheblich zwischen den Bundesländern. Die höchsten Gehälter gibt es häufig in wirtschaftlich starken Regionen wie Bayern, Baden-Württemberg und Hessen. Diese Bundesländer bieten oft höhere Löhne, um die höheren Lebenshaltungskosten auszugleichen.
Im Vergleich dazu liegen die Gehälter in den neuen Bundesländern wie Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen meist unter dem Bundesdurchschnitt. Hier kämpfen viele Apotheken aufgrund des Fachkräftemangels jedoch verstärkt um Arbeitskräfte, was sich langfristig auf die Gehaltsanpassungen auswirken könnte.
Auch in Großstädten wie München, Frankfurt oder Hamburg sind die Gehälter in der Regel höher als in ländlichen Regionen.
Bayern (München)
Das durchschnittliche Apotheker-Gehalt liegt zwischen 4.500 Euro und 5.200 Euro monatlich. Benefits und andere Leistungen erhöhen das Gehalt weiter.
Baden-Württemberg (Stuttgart)
Durchschnittliches Gehalt (brutto): 4.500 Euro bis 5.100 Euro
Mecklenburg-Vorpommern
Durchschnittlich verdienen Apothekerinnen und Apotheker im eher ländlich geprägten Mecklenburg-Vorpommern zwischen 3.700 Euro bis 4.200 Euro brutto pro Monat. Aufgrund des Fachkräftemangels in der Region werden im Einzelfall deutlich höhere Brutto-Gehälter bezahlt.
Weitere Faktoren, die das Gehalt beeinflussen
Zusätzlich zu Region und Berufserfahrung spielen zahlreiche weitere Faktoren eine wichtige Rolle bei der Gehaltsgestaltung in Apotheken. Diese können die Höhe des Einkommens deutlich beeinflussen und sind oft entscheidend für die individuelle Vergütung. Dazu gehören unter anderem:
- Art der Apotheke: Der Arbeitsplatz hat einen großen Einfluss auf das Gehalt. Öffentliche Apotheken zahlen in der Regel anders als Krankenhausapotheken oder Versandapotheken. Krankenhausapotheken beispielsweise bieten häufig spezialisierte Rollen, die mit höheren Gehältern einhergehen können, während Versandapotheken manchmal andere Anreizsysteme, wie Boni, bieten.
- Zusatzqualifikationen: Weiterbildungen und Spezialisierungen können den Verdienst erheblich steigern. Ein Fachapotheker-Titel in Bereichen wie Onkologie oder klinische Pharmazie wird oft mit einem deutlichen Gehaltsplus honoriert, da solche Qualifikationen spezielle Kenntnisse und Verantwortlichkeiten mit sich bringen.
- Arbeitszeitmodelle: Die Art der Arbeitszeit beeinflusst ebenfalls das Gehalt. Schichtdienste, Nachtarbeit oder Wochenendarbeit werden in Apotheken häufig durch Gehaltszuschläge vergütet. Solche Modelle sind vor allem in Krankenhausapotheken üblich, aber auch in öffentlichen Apotheken können flexible Arbeitszeiten eine Rolle spielen.
Diese Faktoren verdeutlichen, wie vielfältig und individuell die Gehaltsgestaltung in Apotheken sein kann.
Gehaltsverhandlung beginnt mit Vorbereitung
Gehaltsverhandlungen in Apotheken erfordern eine gründliche Vorbereitung und ein gutes Verständnis der eigenen Qualifikationen und Marktwerte. Mit einer klaren Strategie und überzeugenden Argumenten können Sie Ihre Chancen auf eine erfolgreiche Verhandlung deutlich steigern.
Vier Tipps für proaktive Gehaltsverhandlungen
Marktkenntnisse aufbauen
Informieren Sie sich umfassend über branchenübliche Gehälter, bevor Sie in eine Gehaltsverhandlung gehen. Nutzen Sie Online-Portale, Branchenberichte oder sprechen Sie mit Kolleg:innen, um einen genauen Überblick über die Gehaltsspannen in Ihrer Region und für Ihre Position zu erhalten. Je besser Sie vorbereitet sind, desto sicherer können Sie Ihr Wunschgehalt vertreten.
Fortbildungen hervorheben
Zusatzqualifikationen oder spezielle Kenntnisse, etwa in der Rezeptur, im Qualitätsmanagement oder im Umgang mit modernen Technologien, können Ihr Profil deutlich aufwerten. Heben Sie Ihre Investitionen in Weiterbildungen und deren Nutzen für die Apotheke hervor, da diese Ihr Engagement und Ihre Fachkompetenz unterstreichen.
Flexibilität betonen
Arbeitnehmer in Apotheken, wie PTA, PKA oder Apotheker die Bereitschaft zu Schichtdiensten, Wochenendarbeit oder zusätzlichen Aufgaben zeigen, können bei Gehaltsverhandlungen oft punkten. Überlegen Sie im Vorfeld, welche Form von Flexibilität Sie anbieten können und wie diese für den Betrieb von Vorteil ist – beispielsweise durch Übernahme von Urlaubsvertretungen oder kurzfristigen Einsätzen.
Lebenshaltungskosten einbeziehen
Berücksichtigen Sie, dass in Großstädten oder Ballungsräumen aufgrund der höheren Lebenshaltungskosten meist höhere Gehälter gezahlt werden. Wenn Sie in einer Region mit hohen Miet- oder Lebenshaltungskosten leben, weisen Sie höflich darauf hin, dass ein entsprechend angepasstes Gehalt angemessen ist, um diese auszugleichen. Gegebenenfalls können Sie Beispiele aus dem Branchenumfeld heranziehen, um Ihre Argumente zu stärken.
Informieren Sie sich über Gehälter in Apotheken
Die Gehaltsstrukturen in der Apothekenbranche spiegeln sowohl die Verantwortung der verschiedenen Positionen als auch regionale und tarifliche Unterschiede wider. Transparenz und eine fundierte Vorbereitung auf Gehaltsverhandlungen sind entscheidend, um ein angemessenes Gehalt zu erzielen.
PTA, PKA und Apotheker sollten ihr Gehalt regelmäßig überprüfen und anpassen, während Apotheken attraktive Gehälter und Zusatzleistungen bieten müssen, um im Wettbewerb um Fachkräfte bestehen zu können. Die aktuellen Herausforderungen durch den Fachkräftemangel machen es umso wichtiger, dass die Branche weiterhin in Qualifikation und faire Vergütung investiert.